Vom ersten Kontakt zur dauerhaften Freundschaft:
Die Entstehung und Geschichte des Freundeskreises Dominikanische Republik von St. Georg
Im Jahre 1979 gründete der Priesteranwärter Francisco Antonio Jimenez, liebevoll „Cualo“ genannt, die Gruppe Morada de Jesus in der Stadt Bonao, Dominikanische Republik. Was als kleine lokale Initiative begann, entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einer bemerkenswerten internationalen Partnerschaft, die Brücken zwischen Kulturen und Kontinenten schlägt.
Der Beginn der Partnerschaft
1989 nahm diese Partnerschaft Gestalt an, als Kaplan Albert Peter Rethmann von der Kirchengemeinde St. Georg in Bocholt, Deutschland, den Kontakt zu einer Gruppe von Jugendlichen in Bonao aufnahm. Eine Brieffreundschaft entstand und legte den Grundstein für den zukünftigen Austausch.
Der erste Austausch
Im Sommer 1991 flog eine Gruppe von 19 Jugendlichen aus Bocholt nach Bonao. Dieser Besuch war mehr als nur eine Reise. Es war eine tiefgehende Erfahrung, bei der Themen wie Glaubensfragen und soziale Probleme diskutiert wurden. Die Jugendlichen lernten den Alltag und die Herausforderungen der Menschen in Bonao kennen und schufen dabei unvergessliche Erinnerungen und langanhaltende Freundschaften.
Der Beginn von Morada San Jorge
Ein Jahr später, im Juni 1992, kehrten drei Teilnehmer des Austauschs nach Bonao zurück und legten den Grundstein für das Projekt „Morada San Jorge“. Ein kleiner Laden, der günstige Grundnahrungsmittel anbot, wurde eröffnet. Gleichzeitig gründeten die Jugendlichen in Bocholt den Freundeskreis Dominikanische Republik, welcher den Laden mit Spenden unterstützte.
1993 wurde ein Grundstück erworben, um den Laden zu erweitern und einen Begegnungsort für Jugendliche zu schaffen. Zunächst entstand auf dem Grundstück ein Basketballfeld, damit die Kinder und Jugendlichen von der Straße wegkommen. Zudem wurde ein Dach auf Stelzen als Begegnungsort errichtet, wo später auch eine Hausaufgabenbetreuung angeboten wurde. Der Bau dieses Projekts wurde durch zahlreiche Aktionen und Unterstützungen vorangetrieben. Danach entstand ein Kindergarten. 2011 wurde das Gebäude noch einmal umgebaut und die Preescolar Morada San Jorge eingeweiht. Die Schule bietet Bildung unter vergünstigten Bedingungen an, sodass auch finanziell benachteiligte Familien ihre Kinder zur Schule schicken können.
Gemeinsamer Glaube und Ziele
1996 wurde der gemeinsame Glaube an den dreifaltigen Gott als Basis der Partnerschaft betont. Unter dem Motto „Juntos como hermanos – Gemeinsam wie Geschwister“ wurde die erste Etage des Jugendbegegnungszentrums eingeweiht. Ein Jahr später, im September 1997, besuchten 16 Jugendliche der Gruppe Morada de Jesus Bocholt. Dieser Besuch war ein Ausdruck der Identität und des Reichtums beider Kulturen.
Formalisierung der Partnerschaft
Im Januar 1998 entschied der Freundeskreis, der Gruppe einen offiziellen Vereinscharakter zu verleihen und einen Vorstand zu wählen. Die Partnerschaft wuchs weiter, und die Gruppenarbeit in Bonao nahm immer konkretere Formen an.
1999 wurden die Grundlagen und Ziele der Partnerschaft unter dem Motto „Voneinander lernen – Miteinander teilen“ offiziell festgehalten. Diese Leitlinien haben seitdem die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Morada de Jesus und dem Freundeskreis Dominikanische Republik geprägt.
Weitere Projekte
Neben der Unterstützung der Schule wurden auch Projekte der Kirchengemeinde Fatima in Bonao gefördert, wie der Bau einer Kapelle und die Unterstützung des Dispensarios, einer medizinischen Beratungsstelle.
Durch ihren Besuch in Bocholt lernten die Dominikaner die Kolpingfamilie und die Ideen Adolph Kolpings kennen. 1999 wurde in Bonao die erste Kolpingsfamilie, Horeb, gegründet. Heute gibt es in der Dominikanischen Republik 38 verschiedene Kolpingsfamilien. Kolping Dominicana fördert soziales Engagement und unterstützt zahlreiche Projekte, die Menschen durch Kleinkredite helfen, ihre berufliche Situation zu verbessern.
Ein lebendiges Vermächtnis
Die Geschichte der Partnerschaft zwischen Morada de Jesus und dem Freundeskreis Dominikanische Republik ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie gegenseitiger Respekt, gemeinsamer Glaube und der Wunsch, voneinander zu lernen und miteinander zu teilen, kulturelle und geografische Grenzen überwinden können. Was mit einer einfachen Brieffreundschaft begann, hat das Leben vieler junger Menschen auf beiden Seiten des Atlantiks bereichert und zeigt, dass echte Freundschaft und Zusammenarbeit über jede Distanz hinweg gedeihen können.